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AutorenbildIris Martinz

Eine Mustang V6 Tour ins slowenische Nachbarland

Slowenien war lange Zeit für Österreicher uninteressant, völlig zu Unrecht! Gleich südlich der Grenze erstreckt sich der Trglav-Nationalpark, ein landschaftliches Paradies mit viel Geschichte, kulinarischer Nähe zu Italien und unterschiedlichsten Straßen für eine abwechslungsreiche Tour!


Nicht nur wir sind dem Mustang-Virus verfallen, sondern auch unsere liebe Freundin S. Zum 40. Geburtstag wollte ich ihr daher einen Mustang-Roadtrip schenken. Da sie in Kärnten wohnt, hab ich also dort einen entsprechenden Anbieter für ein Wochenende gesucht.


Gefunden habe ich ihn zwar, aber der Preis war so dermaßen unverschämt, dass ich den Namen des Anbieters hier nicht nennen werde. Aber genug der Negativ-Werbung, ich habe mich für ein schwarzes 2006er Cabrio entschieden, V6 mit 205 PS. Gleich vorweg: es hat einen Grund, warum wir heute V8 fahren, aber dazu später.

Ford Mustang Convertible schwarz V6 am Vrsic Pass
Unser Tour-Pony: Ford Mustang Convertible V6, BJ 2006

Wenn man in Kärnten wohnt, bietet sich ein Roadtrip ins benachbarte Slowenien an. Das ist erstaunlicherweise für gestandene Südösterreicher keine Selbstverständlichkeit. Jahrzehntelang war die Welt an der südlichen Grenze Österreichs quasi zu Ende. Freiwillig ist kaum jemand nach Jugoslawien bzw. Slowenien gefahren, maximal auf der Durchreise ans Meer nach Kroatien. Als Urlaubsdestination zum Wandern, Biken, Essen oder einfach nur Genießen wird Slowenien erst in den letzten Jahren vermehrt wahrgenommen. Zu Recht, denn es gibt dort enorm viel zu entdecken, und das quasi vor der Haustür! Jede Region hat ihre besonderen Schätze, vor allem das Soča-Tal am Fuße des Triglav-Massivs zieht immer mehr (junge) Wassersportler und Wanderer an.


In rund 290 km und etwa 5,5 h reiner Fahrzeit hat man das Triglav-Massiv umrundet.

Startpunkt des Roadtrips rund um das Triglav-Massiv ist Klagenfurt. Von dort geht es über die Südautobahn bis nach Villach. Bei der Ausfahrt Villach Warmbad fährt man von der Autobahn ab und gen Süden Richtung Wurzenpass. Auf dem steilen Anstieg zeigt der V6 erstmals seine Schwächen. Bis man die 1,6 to bergauf auf Touren bringt, hat einen schon fast der Autobus überholt. Absolut enttäuschend, auch wenn der brummige Sound ein wenig darüber hinwegtröstet! Direkt auf der Passhöhe befindet sich übrigens ein äußerst interessantes Bunkermuseum mit Anlagen aus dem kalten Krieg. Dafür sollte man sich allerdings Zeit nehmen, und die hatten wir nicht. Beim nächsten Mal vielleicht!


Am Fuße des Wurzenpasses auf slowenischer Seite ist man nach wenigen Kilometern bereits in Kranjska Gora, bekannt für sein alljährliches Ski-Weltcuprennen. Die Weltcup-Piste endet direkt im Ort, der mit seinen in die Jahre gekommenen Hotelanlagen einen unübersehbaren post-kommunistischen Charme ausstrahlt. Ich bin immer wieder fasziniert darüber, dass bereits wenige Kilometer südlich der österreichischen Grenze ein anderes Gesellschaftssystem so deutliche Spuren hinterlassen kann. Kranjska Gora ist übrigens auch ein Etappenziel des Alpe-Adria-Trails. Der Weitwanderweg erstreckt sich in 37 Tagesetappen vom Gletscher des Großglockners bis zum Meer in Triest. Kranjska Gora ist Etappenziel Nummer 23. Zumindest einige Teiletappen stehen auf jeden Fall auf meiner persönlichen to-go-Liste!


Folgt man der Straße weiter Richtung Süden, beginnt bald der Anstieg auf den Vrsič-Pass. Die Straße führt anfangs durch Wälder und enge Kurven. Man kommt allerdings nicht schnell voran, die Straße besteht zum Teil noch aus Kopfsteinplaster und ist bei Radfahrern äußerst beliebt. Man braucht also etwas Geduld!


Prisank Vrsic Pass Loch im Felsen
Das Loch im Felsen des Prisank ist sehr beeindruckend!

Bei schönem Wetter bietet sich einem auf halbem Weg ein außergewöhnlicher Anblick: in östlicher Richtung befindet sich ein 80 m hohes und 40 m breites Loch im Fels des Prisank, das durch Witterungsprozesse entstanden ist. Bei Sonnenaufgang scheint die Sonne spektakulär direkt durch das Loch!


Auf der Passhöhe selbst steppt der Bär! Die Straße ist links und rechts komplett verparkt, zahlreiche Wanderer zieht es auf den Gipfel des 1.688 m hohen Vrsic. Kein Wunder, hat man von dort doch einen unglaublichen Ausblick auf das gesamte Bergpanorama!


Man muss sich allerdings nicht unbedingt anstrengen für diesen Ausblick, etwas weiter südlich gibt es einen Rastplatz mit Aussichtsplattform, mit mindestens genauso spektakulärem Rundumblick und genügend Platz für das Pony!


Vrsic Aussichtsplattform Panorama
Der Panorama-Blick auf den Vrsic und den Mangart ist atemberaubend!

Der folgende Streckenabschnitt zählt zu den Highlights dieser Tour, auch wenn von der Straße aus nur wenig von der Soča zu sehen ist, einem türkisblauen Flüsschen, das sich malerisch durch das Tal schlängelt und ein Paradies für Wassersportler ist. Es lohnt sich also, mal irgendwo stehen zu bleiben und zur Soča hinabzusteigen oder ein kurzes Stück auf dem Weitwanderweg flussauf- oder abwärts zu gehen. Selbst bis zur Quelle der Soča führt der Weg. Das Tal wird gesäumt von urigen Camping-Plätzen, auf denen die meist jugendlichen Wasserratten ihre Zelte aufschlagen. Es empfiehlt sich, vor allem in der Hauptsaison frühzeitig zu buchen, damit das Zelt auch wirklich seinen Platz findet!


Tolmin Tolminer Klamm Tolminka
Die wildromantische Tolminer Klamm

Verlässt man das Soča-Tal Richtung Westen, kommt man der italienischen Grenze schon sehr nahe. Das nicht minder spannende Dreiländereck und das Kanaltal sind zum Greifen nah (siehe auch Mit dem Mustang GT durchs Kanaltal)! Wir halten uns allerdings links und fahren durch ein wenig spektakuläres Talbecken nach Tolmin. Die Bezirkshauptstadt befindet sich auf einer Anhöhe, direkt an der Mündung der Tolminka in die Soča. Der Ort selbst bietet wenig Aufregendes, etwas außerhalb befindet sich allerdings eine sehenswerte Schlucht, die Tolminer Klamm, durch die die türkisblaue Tolminka fließt. Vom kostenlosen Parkplatz nördlich von Tolmin (beschildert) fahren regelmäßig Shuttle-Busse.


Die Klamm kann über Wege, Stege und Leitern durchwandert werden und ist teilweise recht anspruchsvoll. Hat man den Aufstieg geschafft, befindet sich am oberen Ende der Klamm die Dante-Höhle, eine frei zugängliche Tropfsteinhöhle, in der angeblich der italienische Dichterfürst Dante Alghieri die Inspiration zu seiner "Göttlichen Kommödie" gefunden haben soll. Ob es tatsächlich stimmt, wissen wir nicht, für den Gang in die Höhle ist jedenfalls gutes Schuhwerk und eine Taschenlampe erforderlich!

Tolmin Tolminer Klamm Teufelsbrücke Tolminka
Die Teufelsbrücke führt hoch über die Tolminka

Der Rückweg ins Tal führt über die sogenannte "Teufelsbrücke", hoch über der Tolminka, und eine schmale Straße, die sich malerisch durch Felstunnel schlägelt.


Wieder am Ausgangspunkt angekommen, sollte man nicht wieder den Shuttle-Bus zum Parkplatz nehmen, sondern den Weg ins Tal zu Fuß bewältigen. Der Weg ist am Ausgangspunkt der Klamm gut beschildert, nur wenige Kilometer weit und führt erst über Wiesen und durch Höfe hindurch. An einer Weggabelung steht man dann allerdings unversehens vor einem Monument, das man in dieser Idylle eigentlich nicht vermutet hätte: einem Soldatenfriedhof aus dem 1. Weltkrieg. Im Krieg zwischen dem Königreich Italien und Österreich-Ungarn verlief die Frontlinie genau an der Soča (italienisch: Isonzo). Zwölf Schlachten zwischen 1915 und 1917 haben insgesamt mehr als eine Million Opfer gefordert, getötete, verwundete oder vermisste Soldaten!


Tolminer Klamm Soldatenfriedhof deutsche Soldaten Isonzoschlacht
Soldatenfriedhof unterhalb der Tolminer Klamm

Etwa tausend deutsche Soldaten, die den österreich-ungarischen zu Hilfe geeilt waren, liegen auf diesem Friedhof mitten im Nirgendwo begraben. Eine Steintafel mit deutscher Inschrift zeugt von den Massakern, die die beschaulichen Wiesen mit Blut getränkt haben. Niemand würde ein solches Massengrab in dieser idyllischen Gegend vermuten und wir waren entsprechend schockiert! Die italienischen Gefallenen sind übrigens nicht weit entfernt in Kobarid bestattet, die österreichisch-ungarischen in Modrejce, direkt am anderen Ufer der Soča !


Am nächsten Morgen geht es nach dem Frühstück ab in die Berge. Die Strecke entlang der Bača ist einsam, schmal und dennoch sehenswert. Ab etwa Podbrdo windet sich die immer schlechter werdende Straße dann durch Wälder hindurch hinauf bis zum Skigebiet Pokljuka auf etwa 1.300 m, wo die Biathlon-WM 2021 stattgefunden hat. Man fragt sich ernsthaft, wie der Sporttross hierher gefunden hat, das Skigebiet ist sehr versteckt und die Straßen dorthin wirklich grottenschlecht. Auch der V6 hat so seine Probleme damit, entweder wegen mangelnder Power oder wegen der knöcheltiefen Schlaglöcher.


Bled Bleder Schloss Promenade
An der Strandpromenade in Bled

Bei der Bergabfahrt wird die Tortur allerdings mit einem Blick in den auslaufenden Triglav Nationalpark belohnt, bevor man langsam in die Region Bled eintaucht. Der Luftkurort liegt malerisch am See und war schon zu k.u.k.-Zeiten beliebter Treffpunkt des Hochadels, auch das jugoslawische Königshaus verbrachte die Sommer dort. Die Burg am nördlichen Seeufer zählt zu den ältesten Baudenkmälern Sloweniens. Anders als aber etwa an der kroatischen "Riviera" rund um Opatija hat sich der k.u.k. Charme hier nicht gehalten, es überwiegen sozialistische Betonbauten. Wer den Blick aber an der Promenade, im Strandbad oder auf einem Tretboot Richtung See schweifen lässt, hat es richtig gemütlich!



Von Bled geht es über ein kurzes Stück Autobahn zurück nach Kärnten, über den Loiblpass. Mit dem Auto kann man nur mehr durch den Loibltunnel fahren, der die Grenze unterfährt. Nimmt man jedoch die alte Staatsstraße, kann man zu Fuß den alten Grenzübergang erkunden, der von zwei eindrucksvollen Obelisken gesäumt wird. An dieser Stelle wurden 1964 Szenen des Films "Der gelbe Rolls-Royce" mit Omar Sharif und Ingrid Bergmann gedreht. Im Winter wird die alte Straße auf slowenischer Seite als Rodelbahn genutzt.


Tscheppaschlucht Loiblpass
Tscheppaschlucht am Loiblpass

Wir nehmen den Straßentunnel, biegen aber wenige Kilometer nach der Passhöhe links ab auf den Parkplatz der Tscheppaschlucht (beschildert), einer weiteren äußerst sehens- und begehenswerten Klamm. Etwas kürzer als die Tolminer Klamm, und weniger steil. Bei guter Kondition und schnellem Schritt bewältigt man den Durchgang in etwa 45-60 Minuten. Am Ausgang der Schlucht wartet der "Deutsche Peter" dann auf die ausgehungerten Wanderer. Vor dem berühmten Ausflugsgasthaus hält auch der Shuttle-Bus, der die Wanderer kostenlos wieder zurück zum Parkplatz bringt.


Über Ferlach und die Drau geht es zurück nach Klagenfurt, wo sich der Kreis der Rundfahrt um das slowenische Triglav-Massiv schließt.


Die Tour lässt sich mit ein paar zusätzlichen Wanderungen, Wassersporteinheiten oder kulinarischen Erfahrungen locker auf 4-5 Tage ausdehnen. Alles Sehens- und Erfahrenswerte findet man auf den Websiten des slowenischen Tourismusbüros.




















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